Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3810
Fink, Gereon Rudolf
"Bottom up"- und "Top-down"-Einflüsse auf visuelle Wahrnemung: Untersuchungen zu den physiologischen rundlagen von Neglekt mittels funktioneller Bildgebung
148 S., 2000

Visuelle Wahrnehmung entsteht durch eine Interaktion zwischen exogenen (d.h. dem visuellen Reiz) und endogenen Einflüssen wie Vorab-Wissen und Aufmerksamkeit. Funktionelle Bildgebung ermöglicht das Erfassen der neuronalen Mechanismen visuellen Verarbeitens und visueller Aufmerksamkeit. Dabei können mindestens zwei Hirnregionen unterschieden werden, die für das Wahrnehmen eines visuellen Reizes bedeutsam sind: zum einen signalverarbeitende Gebiete, zum anderen die Signalverarbeitung modulierende Gebiete, die ihren Einfluß auf die Signalverarbeitung durch eine "top-down"-Interaktion mit "bottom-up"-Prozessen ausüben. Zu den signalverarbeitenden Gebieten gehören Areale innerhalb des visuellen Kortex und des inferioren Temporal-Kortex. Zu den verarbeitungsmodulierenden Gebieten während visueller Aufmerksamkeit gehören Regionen im Präfrontal-Kortex und insbesondere im posterioren Parietal-Kortex. Die Interaktion zwischen "top-down"- und "bottom-up" - Mechanismen findet für exogene Manipulationen, wie z.B. die Stimuluskategorie oder räumliche Frequenzen, und für endogene Manipulationen, wie z.B. global / lokal gerichtete Aufmerksamkeit oder räumlich- / objekt - gerichtete visuelle Aufmerksamkeit, vor allem in Gebieten der Signalverarbeitung d.h. im visuellen Kortex und im inferioren Temporal-Kortex statt.

Läsionen der verarbeitungsmodulierenden Regionen führen zu Störungen der visuellen Wahrnehmung trotz intakter primärer Signalverarbeitung. Solche Störungen äußern sich klinisch als Vernachlässigungssyndrome wie dem visuellem Neglekt oder dem visuellem Extinktionsphänomem. Die Ergebnisse funktioneller Bildgebung und der Läsionsstudien führen zusammengenommen zu gemeinsamen Modellen visueller Neglekt-Syndrome. In diesen Modellen kommt dem posterioren Parietal-Kortex eine Schlüsselrolle zu. Aufgrund elektrophysiologischer und funktionell-bildgebender Befunde ist darüberhinaus anzunehmen, daß der posterioren Parietal-Kortex auch eine wichtige Funktion bei der Kopplung von Aufmerksamkeit und Augenbewegungen hat.


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Letzte Änderung: 07.06.2022