Verlag des Forschungszentrums Jülich

JUEL-3558
Schreck, Petra
Akzeptanz sperriger Infrastruktureinrichtungen. Wahrnehmung und Bewertung von Deponien aus Sicht der Anwohner
169 S., 1998

Die Ansiedlung "sperriger Infrastruktureinrichtungen" trifft häufig auf Proteste seitens der lokalen Bevölkerung. Während die Ursachen und Hintergründe dieser "Akzeptanzprobleme" bei der Errichtung solcher Anlagen vielfach untersucht sind, fehlen Kenntnisse über die Akzeptanz bereits bestehender Einrichtungen. Wie eine Infrastruktureinrichtung nach ihrer Umsetzung von den Anwohnern bewertet wird, ist jedoch wesentlich für die Beurteilung von Maßnahmen, die eine Infrastruktureinrichtung für die Betroffenen dauerhaft verträglich gestalten. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit die Wahrnehmung und Bewertung "sperriger Infrastruktureinrichtungen" nach ihrer Umsetzung untersucht. Dabei werden Deponien als Beispiel für notwendige, aber in der Planungsphase konfliktträchtige Infrastruktureinrichtungen herangezogen.

Es werden hierbei zwei analytische Betrachtungsperspektiven auf "sperrige Infrastruktureinrichtungen" angelegt. Die erste Perspektive faßt Deponien aufgrund ihrer Auswirkungen auf ihr Standortumfeld als raumwirksame Objekte auf: Sie verändern den sie umgebenden Raum für die Anwohner nachteilig und stellen selbst Raumelemente dar, die mit Belastungen und Risiken verbunden sind. Die zweite Perspektive betrachtet Deponien als Ergebnis eines formal rechtlichen Planungsprozesses und konzeptualisiert sie entsprechend als soziopolitische Objekte.

Die empirische Untersuchung basiert auf einer Befragung der Anwohner im Umfeld von fünf exemplarischen Deponiestandorten. Die hier ausgewählten Deponiestandorte unterscheiden sich insbesondere in den Eigenschaften des Standortumfeldes sowie in den Zeitpunkten der Inbetriebnahme, wobei eine der Deponien zum Befragungszeitpunkt noch nicht betrieben wurde. Im Mittelpunkt der Befragung stehen die von den Anwohnern wahrgenommenen Belästigungen und Auswirkungen der Deponie und die individuelle Einstellung gegenüber der Anlage. Ferner beurteilen die Anwohner das Planungsverfahren, die Betriebsführung und mögliche Verbesserungsmaßnahmen.

Die Untersuchung zeigt drei wesentliche Ergebnisse: Erstens ist für bereits betriebene Deponien - im Gegensatz zu den vielfach bestehenden Konflikten in der Planungsphase - ein hohes Maß an Akzeptanz bei den Anwohnern vorhanden. Zum zweiten ergibt sich, daß zwar ein enger Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Belästigungen und der Akzeptanz für die Deponie besteht, diese aber durch unterschiedliche Faktoren beeinflußt werden. Drittens spielen an den bereits betriebenen Standorten die jeweiligen Erfahrungen mit der Deponie sowie die lokalen Gegebenheiten für die Wahrnehmung und Bewertung der Anlage eine wichtige Rolle; es ist kein standortübergreifendes Modell der Risikowahrnehmung und Akzeptanz bei den Anwohnern vorzufinden.


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Letzte Änderung: 07.06.2022